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Die Politik Gossaus in der Neuzeit

Als Napoleon 1798 in die Schweiz einmarschierte, war auch in Gossau nichts mehr wie davor: Das freiheitliche Gedankengut setzte sich im Volk fest. Es brauchte jedoch mehrere Anläufe, bis es sich durchsetzen konnte.
Politik-Zueriputsch

Napoleon revolutioniert die Schweiz

Der Einmarsch der napoleonischen Truppen im April 1798 verändert die politische Landschaft der Schweiz unwiderruflich und legt damit den Grundstein für die Entwicklung unseres Landes hin zur Moderne. Vielen Landgemeinden, die schon seit langem gegen das Diktat des Stadtstaates Zürich opponieren, kommen die französischen Revolutionäre wie gerufen. Von den liberalen Kräften werden sie mit offenen Armen empfangen und mit Freiheitsbäumen gefeiert. Die Anhänger des Ancien Regimes hingegen leisten zum Teil heftigen Widerstand. Seite an Seite mit den konservativen Kräften kämpft auch der Ottiker Amtshauptmann Hans Jakob Weber. Sein Domizil, das Dürstelerhaus in Unterottikon, wird die militärische Kommandostelle der Herrschaft Grüningen. Webers Soldaten werden aber geschlagen und gefangen genommen.

1799 wird der Kanton Zürich zum Schauplatz von Kämpfen zwischen den Franzosen und der konservativen Allianz von Österreichern und Russen. Gossau ist zwar nicht direkt in die Kämpfe verwickelt, muss jedoch napoleonische Truppen einquartieren und den Franzosen Pferdezüge zur Verfügung stellen. 1802 zettelt ein Vetter von Hans Jakob Weber eine Revolte gegen die französischen Besatzer an. 41 Herschmettler und Oberottiker nehmen daran teil. Dabei zeigt sich, wie stark die neu gegründete, helvetische Republik die Bevölkerung spaltet. 23 Herschmettler versuchen nämlich, sich dem reaktionären Aufstand entgegenzustellen, werden aber entwaffnet und im Schloss Grüningen eingesperrt. Schliesslich können die Truppen der helvetischen Zentralregierung die konservative Rebellion niederschlagen. 

Tief greifende politische Reformen

Die von Napoleon angestossene helvetische Revolution fordert unter anderem, dass Weiler und Höfe sich in einer neuen Rechtsform zusammenfinden, sei es durch die Integration in eine Dorfgemeinde oder durch die Gründung eigenständiger Zivilgemeinden. Gossau ist in dieser Zeit noch sehr zersplittert. Zum einen gibt es die Dörfer Gossau, Ottikon, Bertschikon und Grüt mit ihrem ausgeprägten Eigenleben, zum anderen existieren rund um diese Dörfer zahlreiche Weiler. So kommt man der Forderung der Helvetik entgegen, indem neben den vier Dorfgemeinden die Zivilgemeinden Bönler, Thäli, Berg und Höfe sowie – viel später – Herschmettlen geschaffen werden. Sie sind fortan zuständig für viele gemeinschaftliche Aufgaben wie das Schulwesen, den Strassenbau, die Feuerwehr, die Wasserversorgung oder die Dorfwache. Aus der Dorfwache leitet sich die Bezeichnung Wacht ab, die die Zivilgemeinden tragen.

Eine Verfassung mit gezogenen Zähnen

1803 erlässt Napoleon für die Schweiz die so genannte Mediationsakte, die bis 1813 die verfassungsrechtliche Grundlage der Eidgenossenschaft und ihrer Kantone bildet. Weil der Widerstand der Aristokratie in den Städten noch immer sehr stark ist, muss er darin einige Zugeständnisse machen. Unter anderem wird das von der helvetischen Revolution erkämpfte Stimm- und Wahlrecht wieder massiv eingeschränkt. So ist bei kantonalen Wahlen nur noch stimmberechtigt, wer seit mindestens einem Jahr in seiner Gemeinde wohnt und Kantonsbürger ist, wer mindestens 30 Jahre alt, beruflich selbstständig und militärdiensttauglich ist und wer ein Vermögen von mindestens 500 Franken besitzt. Auf Gemeindeebene bleiben die – natürlich nur männlichen – Bürger allerdings unabhängig von ihrem Vermögen stimmberechtigt. Dennoch dürfen in Gossau, das zusammen mit Mönchaltorf einen Wahlkreis (Zunft) bildet, fortan nur noch 427 Stimmberechtigte an kantonalen und nationalen Wahlen teilnehmen, was etwa 40 Prozent der vorherigen Zahl entspricht.

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Der Ustertag leitete die liberale Revolution im Kanton Zürich ein.

Der Kampf zwischen Konservativen und Liberalen

1815 endet das Zeitalter Napoleons. Die erneut an die Macht gekommenen, konservativen Kräfte machen einen beträchtlichen Teil der errungenen politischen Freiheiten rückgängig, führen eine Vielzahl ihrer alten Privilegien wieder ein und gehen mit grosser Brutalität gegen die Anhänger einer egalitären Ordnung vor. In den Landgemeinden stirbt auf Jahre hinaus die Hoffnung, wieder gleichberechtigt mit den Stadtgemeinden zu werden. 1804 wagt ein Teil der Landbevölkerung im so genannten Bockenkrieg den Aufstand. Da die Revolte von den ländlichen Eliten jedoch keine Unterstützung erhält, wird sie rasch unterdrückt. 

Aber freiheitliches Gedankengut lässt sich nicht so einfach aus der Welt schaffen. Wenige Jahre später ist die liberale Bewegung, angeregt von der Pariser Revolution im Juli 1830, in ganz Europa wieder auf dem Vormarsch. Am 22. November 1830 treffen sich in Uster rund 10’000 Männer zu einer Volksversammlung, darunter auch viele Gossauer. In einem Memorial verlangen sie Rechte für das Volk und eine stärkere Vertretung der Landgemeinden im Grossen Rat. Die Regierung zeigt sich von der Demonstration am so genannten Ustertag beeindruckt und fordert die sowohl die Gemeinden als auch die Bürger auf, Vorschläge für eine neue Verfassung zu machen. Die Gossauer Zivilgemeinden reichen insgesamt 52 Begehren ein, was deutlich zeigt, wie sehr sie einem liberalen Umschwung entgegenfiebern.

Im März 1831 legt der Grosse Rat eine neue Verfassung zur Abstimmung vor. Sie enthält zahlreiche Elemente, die bis heute Bestand haben, darunter das allgemeine Stimm- und Wahlrecht für Männer, die Abschaffung der Folter und öffentliche Gerichtsverhandlungen. Ebenso werden Gemeindeversammlungen sowie die Wahl von Gemeinderäten, Schul- und Kirchenpflegen eingeführt. Die neue Verfassung wird mit überwältigender Mehrheit angenommen, in Gossau mit  546 Ja gegen 68 Nein.

Der Züri-Putsch

Gossau unterstützt die bürgerliche Revolution nach Kräften. Schon wenige Jahre später aber macht sich bei einem Teil der Bevölkerung Ernüchterung breit. Denn von den neuen Freiheiten profitiert vor allem eine bürgerlich-intellektuelle Oberschicht, während die bäuerliche und gewerbliche Mittelschicht, Kleinbauern und Heimarbeiter, aber auch die alte Elite auf der Verliererseite stehen.  1839 kommt es zum Putsch gegen die radikal-liberale Regierung in der Limmatstadt. Anlass ist die Berufung des Theologen David Friedrich Strauss an die Universität Zürich. Seine kritischen Thesen bringen die konservativen Kirchenkreise in Aufruhr. Obwohl die Regierung die Berufung rückgängig macht, beruhigt sich die Situation nicht. 1839 zieht der Pfäffiker Pfarrer Bernhard Hirzel mit 4000 Gleichgesinnten gegen Zürich und stürzt dort die Regierung. Auch aus Gossau, namentlich aus Herschmettlen, erhalten die Aufständischen Zulauf. Allerdings: Der Kriegszug der Herschmettler endet in einer Beiz. Zürich erreichen sie nicht.

Die neue konservative Regierung in Zürich kann sich aber nicht lange halten. Schon in den 1840er-Jahren wird sie für viele Jahrzehnte von einem radikal-liberalen Gremium mit dem Eisenbahnpionier Alfred Escher an der Spitze abgelöst. Auch Gossau wird nun mehrheitlich liberal. 20 Jahre später erwächst den Liberalen eine noch radikalere Opposition in Gestalt der demokratischen Bewegung, die sich vorwiegend für die Interessen des einfachen Volkes einsetzt. Nach intensiven Auseinandersetzungen kommen die Demokraten 1867 an die Macht und nehmen sich gleich die Totalrevision der Kantonsverfassung vor, mit der die Initiative und das Referendum eingeführt werden. Auch in Gossau kann die neue Bewegung auf zahlreiche Sympathisanten bauen. Um sich ihrer zu erwehren, greift der liberale Gemeinderat zu einem Trick. Er verlegt den Termin für anstehende Ersatzwahlen vor und schafft es so, seine Sitze zu halten. Das Gossauer Lied erzählt noch heute von diesem faulen Schachzug.

Die Kriegs- und Krisenjahre

In den Kriegs- und Krisenjahren des 20. Jahrhunderts macht die Gossauer Wirtschaft eine schwierige Phase durch. Die Textilindustrie verliert an Bedeutung, und auch in Gossau schliessen verschiedene Fabriken ihre Tore, darunter 1930 die Seidenweberei Tannenberg. Der Gemeinderat versucht, neue Industrien für den Standort Gossau zu gewinnen. 1931 zieht die auf Heiztechnik spezialisierte Firma Accum ins Dorf und entwickelt sich rasch zum wichtigsten Arbeitgeber. Und in der einstigen Seidenweberei beginnt die Firma E. Hauser mit einer Champignonzucht.

Von 1941 bis 1943 wird das Gossauer Ried im Rahmen des Wahlen-Plans drastisch umgestaltet. Die von Kanton und Bund mitfinanzierten Arbeiten sind Teil der so genannten Anbauschlacht, die vom ETH-Agronomen und späteren Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen initiiert wird. Meliorationen bilden beim Vorhaben, die Schweiz zum Selbstversorgerland zu machen, einen wesentlichen Faktor. In Gossau werden 746 Hektaren Riedland entwässert, Bäche kanalisiert und 120 Kilometer neue Feldstrassen gebaut. Dank dieser Massnahme   gewinnt die Landwirtschaft viel neuen Boden. Dafür geht ein Stück wertvolle Naturlandschaft mit einer reichen Flora und Fauna unwiderruflich verloren.

Die Hochkonjunktur der Nachkriegszeit

Zwischen 1950 und 1990 wächst die Gossauer Bevölkerung um das Dreifache. Im Dorf entwickelt sich ein blühendes Baugewerbe. Der Bauboom hat zur Folge, dass viele ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter, vor allem Italiener, nach Gossau ziehen. In den 1960er-Jahren arbeitet rund ein Drittel der Dorfbevölkerung in der Baubranche, ein weiteres Drittel in der Landwirtschaft und das letzte Drittel in der Industrie. Noch heute ist Gossau eine Gemeinde, die von Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie gleichermassen geprägt ist.

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Am 22. November 1830 treffen sich in Uster rund 10'000 Männer zu einer Volksversammlung, darunter auch viele Gossauer.

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