Als im Februar 2024 in Ottikon eine Scheune brannte, waren sie vor Ort, oder als kürzlich ein Auto verunfallte. Auch bei alltäglicheren Vorfällen wie einer Katze, die nicht vom Baum kommt, einer Ölspur auf der Strasse oder einem überschwemmten Keller, sind sie zur Stelle. Die Feuerwehr Gossau bewältigt jährlich zwischen 50 und 100 Einsätze, abhängig vom Wetter und unvorhersehbaren Ereignissen. Hinzu kommen Übungen, Weiterbildungen und Verkehrsdienste.
Immer auf Pikett
Die Mitglieder der Feuerwehr – darunter sind auch etliche Frauen – sind während 7 Tagen und 24 Stunden auf Pikett. Sie tragen alle einen Pager, der sie bei einem Ereignis aufbietet. Auch eine Alarm-App auf dem Handy hat diesen Zweck. Doch in den meisten Fällen werden nicht alle Feuerwehrleute aufgeboten – sondern einzelne Diensttrupps à rund zehn Personen. «Bei einem kleineren Brand alarmieren wir zuerst einen Trupp. Dann schauen wir, wie viele Mitglieder kommen können. Erst wenn wir sehen, dass es zu wenige sind, alarmieren wir den zweiten Trupp.» Gleich beide Trupps aufzubieten, sei nicht sinnvoll, erklärt Feuerwehrkommandant Mirko Strik:
«Jedes Mitglied vor Ort kostet die Gemeinde Geld.»
Zuständig für Gossau
Die Aufwände der Feuerwehr werden von der Gemeinde Gossau und über die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich finanziert. Das Feuerwehrwesen ist noch immer sehr kommunal organisiert: Was in Gossau passiert, wird von der Feuerwehr Gossau gelöscht – ausser es handelt sich um ein grosses Ereignis. Dann bietet Gossau die Stützpunkt-feuerwehr Hinwil auf, die wenn nötig Feuerwehrleute von umliegenden Korps alarmiert. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Feuerwehren seien in den letzten Jahren durchlässiger geworden, sagt Mikro Strik. Gossau pflegt auch eine kameradschaftliche Zusammenarbeit mit Grüningen. Ist ein Gossauer Tanklöschfahrzeug im Service, fragt man einfach kurz, ob man jenes von Grüningen ausleihen dürfe.
Alarm! So funktionierts
Doch wie läuft ein Einsatz der Feuerwehr bei einem Ernstfall ab? Als erstes geht ein Notruf auf der Nummer 118 ein. Die Notrufzentrale Zürich nimmt den Anruf entgegen. Sie klärt ab, wo das Ereignis stattfindet und alarmiert je nach Bedarf Feuerwehr, Polizei und Sanität. Anhand von Stichworten beschreibt die Notrufzentrale den Einsatz. So ist für die Feuerwehr Gossau gleich klar, worum es sich handelt: Für einen Verkehrsunfall braucht man nicht die gleiche Ausrüstung wie für eine Ölspur oder einen Brand. Ausserdem ist dann auch klarer, welche und wie viele Feuerwehrleute der Kommandant aufbieten muss. «Bei kleineren Einsätzen wie einer Ölspur machen wir oft erst eine Telefonkonferenz mit Leuten des Feuerwehrstabs», erklärt Strik. «Sie entscheiden, ob erst ein Feuerwehrmann die Situation abklärt, oder ob wir gleich einen Trupp hinschicken». Handelt es sich um ein grösseres Ereignis wie einen Brand oder ein Unwetter, bietet der Kommandant gleich einen oder mehrere Trupps auf.
Was in Gossau passiert, wird von der Feuerwehr Gossau gelöscht.
Mirko Strik, Feuerwehrkommandant
Einer für (fast) alles
Die Feuerwehrleute eines Trupps sind polyvalent ausgebildet. Das heisst: Sie sind auf verschiedenen Positionen einsetzbar. Das war früher nicht so, erinnert sich Mirko Strik: «Da gab es Leute, die waren nur für den Leiterfuss links ausgebildet – also dafür, die Leiter zu halten, auf welcher die Atemschutzleute ins Gebäude gelangten». Dass dem nicht mehr so ist, hat viele Vorteile. Wenn jemand einmal nicht an einen Einsatz kommen kann, gibt es meist jemand anderes, der seine Stelle einnehmen kann. Eine gewisse Unterteilung der Aufgaben gibt es aber nach wie vor: Atemschutz, Verkehr, Sanität und Führungsunterstützung sind meist fix besetzt.
Herausfordernde Einsätze
Mehrere Übungen pro Jahr, dazu Einsätze, die bis zu 24 Stunden dauern können – wie schaffen das die Feuerwehrleute? Mirko Strik ist schon viele Jahre dabei und weiss: «Ohne die Unterstützung der Arbeitgeber und Familien geht es nicht.» Die Einsätze sind manchmal hart, sowohl physisch wie psychisch. Die Feuerwehrleute absolvieren regelmässige Fitnesstests und müssen sich von einem Arzt untersuchen lassen. Auch psychisch ist die Aufgabe der Feuerwehrleute fordernd. «Wenn eine Familie ihr ganzes Hab und Gut verliert, berührt einen das schon», sagt Strik. Noch schlimmer ist es, wenn Menschen zu Schaden kommen. Deshalb reden die Feuerwehrleute viel miteinander, in strukturierten Debriefings und wenn nötig auch mit Fachpersonen. «Wir gehen buchstäblich füreinander durchs Feuer», sagt Mirko Strik. Dieses Durchleben von Extremsituation schweisst die Feuerwehrleute zusammen.