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Freiwillige Helfer auf vier Rädern

In Gossau hilft man sich. Wer nicht mehr mobil ist, findet mit dem freiwilligen Fahrdienst eine günstige und sympathische Alternative zum teuren Taxi. Für die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer ist es eine sinnvolle Aktivität, die ihnen Freude bereitet – und manchmal ganz schön bunte Überraschungen bereithält. Wenn Pius Hasler mit seinem schwarzen BMW vorfährt, stehen seine Passagiere meist schon gespannt und tiptop ausstaffiert bereit. «Wenn sie bequem sitzen, angeschnallt sind und ich die Sitzheizung anstelle, hebt sich die Stimmung nochmals », schmunzelt er. Seit dem letzten November macht der 65-Jährige mit beim freiwilligen Fahrdienst in Gossau.

Manchmal mitten in die City

«Als ich frisch pensioniert wurde, wollte ich etwas Sinnvolles tun», sagt Pius Hasler. Zuerst wollte er sich beim Roten Kreuz als Fahrer melden, wo er seit Jahren Mitglied ist. «Aber dann habe ich gesehen, dass die Gemeinde Gossau einen eigenen Fahrdienst organisiert.» Jetzt ist er mindestens einmal pro Woche unterwegs: Manchmal sind es kurze Fahrten innerhalb des Dorfes zur Physiotherapie oder zum Coiffeur, manchmal nach Wetzikon oder ins Unispital Zürich. «Die Menschen sind unglaublich dankbar, dass es dieses Angebot gibt – und natürlich ist während der Fahrt Zeit für einen Schwatz.»

1148 Fahrten pro Jahr

Seit 2016 organisiert die Gemeinde den Virginie Tschannen, Bereichsleiterin Alter und Pflege bei der Gemeinde Gossau, bilanziert: «Im letzten Jahr zählten wir 33 Freiwillige, die 1148 Fahrten absolviert haben.» Wer einen Termin hat und nicht mehr mit dem ÖV reisen kann, meldet sich einfach mindestens drei Arbeitstage im Voraus bei der Anlaufstelle für Alterfragen und Freiwilligenarbeit unter der Telefonnummer 044 936 55 80. Fahrten innerhalb der Gemeinde kosten 8 Franken, für weitere Strecken gibt es eine Kilometerpauschale. Die Freiwilligen warten, bis die Passagiere ihren Termin absolviert haben und fahren sie wieder nach Hause. Monika Rüegg vom Bereich Alter und Pflege koordiniert den Fahr- und Mahlzeitendienst. Sie nimmt jeden Auftrag von Montag bis Freitag für den Fahrdienst entgegen und notiert ihn im System. Die Freiwilligen können diese Liste einsehen und passende Aufträge für sich reservieren. Findet sich einmal niemand für eine Fahrt, nimmt Monika Rüegg das Telefon zur Hand und fragt bei den Freiwilligen nach. Für sie ist klar: «Wir möchten alle angefragten Fahrten ermöglichen.»

Natürlich ist während
der Fahrt auch Zeit für
einen Schwatz.

Pius Hasler

Ein Fahrer, zehn Mahlzeiten

Auch beim Mahlzeitendienst sind freiwillige Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz. Sie liefern täglich zwischen 11.00 und 12.00 Uhr warmes Essen aus dem Pflege- und Betreuungszentrum Rosengarten
in alle Wachten aus. Anders als beim Fahrdienst sind die Einsätze hier vorhersehbar und regelmässig. Virginie Tschannen sagt: «Die Fahrerinnen und Fahrer arbeiten meist an sieben Tagen pro Woche und beliefern jeweils rund zehn Haushalte.» Damit alle ihr Essen
warm bekommen, sind die Touren genau durchgeplant: «Wir wissen genau, bei welcher Adresse wir durch welchen Eingang liefern, wo wir das Essen hinstellen müssen und bei wem wir die Klammern von der Essensbox lösen sollen.» Nach einer Auslieferungswoche haben die Freiwilligen ca. drei Wochen frei.

Gutes Karma

Pius Hasler hat sich bewusst für den Fahrdienst entschieden, weil er den Austausch mit den Menschen schätzt. Und weil er noch eine Rechnung offen hat, wie er augenzwinkernd sagt: «Vor etwa 30 Jahren lebten meine Eltern in einem Alterszentrum. Als sie damals Termine hatten, stand ich mitten im Berufsleben. Ich war extrem froh, dass es damals schon Freiwillige gab, die sie chauffiert haben.» Jetzt, wo er selbst pensioniert ist, möchte er diesen Dienst ebenfalls leisten. «Es gibt Stammgäste, die sich immer wieder fahren lassen. Man kennt sich, trifft sich auch im Dorf und plaudert zusammen.»

Als ich frisch pensioniert wurde, wollte ich etwas Sinnvolles tun.

Pius Hasler

Besondere Dankesgesten

Die Dankbarkeit der Menschen ist so gross, dass sich diese manchmal mit grosszügigen Trinkgeldern bedanken möchten. «Das ist aber nicht nötig», sagt Virginie Tschannen. Für die Fahrer und
Fahrerinnen gilt die Regel: Sie dürfen nur Trinkgeld annehmen, das den Wert
eines Kaffees mit einem Stück Kuchen nicht übersteigt. Von einer ganz besonderen Geste der Dankbarkeit erzählt Pius Hasler: «Als ich eine Frau abholen wollte, stand sie mit einer riesigen Tüte bereit», erinnert er sich. Sie erzählte ihm, dass sie so gerne Schals stricke, aber bald keinen Platz mehr habe für all die Strickarbeiten – und er ja so oft in der Kälte unterwegs sei. So kam er zu einem Set von bunt geringelten Halstüchern. «Meine Frau hat sich auch darüber gefreut », sagt Pius Hasler schmunzelnd.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interesse an einem Freiwilligeneinsatz im Fahr- oder Mahlzeitendienst? So funktionierts:

Anmeldung
Melden Sie sich bei Virginie Tschannen unter virginie.tschannen@gossau-zh.ch oder 044 936 55 97. In einem Gespräch schildern Sie Ihre Motivation und Ihren gewünschten Einsatzbereich.

Einsätze
Beim Mahlzeitendienst fahren Sie meist sieben Tage pro Woche am Mittag. Beim Fahrdienst suchen Sie sich Ihre Fahrten in einem Online- Tool selbst aus und nehmen mit den Personen Kontakt auf. Sie geben die Anzahl Fahrten (in einem zur Verfügung gestellten Quittungsbuch) an und bekommen den Betrag einmal pro Monat überwiesen.

Benefits
Sie können zwei Mal pro Jahr an einer kostenlosen Weiterbildung teilnehmen in Bereichen wie Nothilfe, psychische Gesundheit oder Fahrsicherheitstraining. Die Gemeinde lädt Sie einmal pro Jahr zu einem Dankesanlass ein.

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