Gossauer Geschichte erleben im Dürstelerhaus

Das Dürstelerhaus in Unter-Ottikon ist ein kleines, feines Ortsmuseum mit ganz besonderen Schätzen. Es bewahrt ortshistorisch wertvolle Objekte, vermittelt Wissen über das Gossau von früher und bietet Raum für Begegnungen aller Art.

Wie lebte man früher in Gossau? Wie sah es damals aus in der Stube? Und: Welches sind die heimlichen Schätze der Gossauer Geschichte? Die Antworten auf all diese Fragen finden sich im Dürstelerhaus, dem Ortsmuseum von Gossau in der Wacht Ottikon. Hier befindet sich eine Dauerausstellung, bei der man verschiedene ortshistorisch ausgestattete Räume besichtigen kann – so etwa die alte Stube mit kunstvoll geschnitzten Stühlen, einem stattlichen Tisch mit Einlegearbeiten und einem Kachelofen vom berühmten Stäfner Freiheitskämpfer Mathias Neeracher. In der Küche steht ein Holzofen mit diversem Zubehör, Pfannen, Deckeln und Kellen aus alter Zeit.

Grosser Bilderschatz

Das Dürstelerhaus verfügt über einen grossen Fundus an Gegenständen aus Haushalt, Landwirtschaft und Gewerbe. Der grösste Schatz des Museums liegt aber woanders. Nämlich in der Sammlung von 2’500 bis 3’000 Fotografien, die auf A4-Kartons aufgezogen und grösstenteils auch digitalisiert sind. Das Besondere daran sind nicht die Bilder an sich, sondern die Erklärungen dazu. Der bekannte Gossauer Ortshistoriker und Lehrer Jakob Zollinger hat viele der Bilder auf der Rückseite beschriftet und genau beschrieben, was auf den Fotos zu sehen ist und welchen Ausschnitt des Alltagslebens in Gossau sie widerspiegeln. Zollinger hat sich mit Herzblut der Geschichte des Zürcher Oberlandes gewidmet und war dem Dürstelerhaus eng verbunden. Diese Fülle an Erinnerungen und Informationen soll auch den Einwohnerinnen und Einwohnern von Gossau zugute kommen. «Mit dem Dürstelerhaus möchte die Gemeinde Gossau ihr Erbe erhalten, es den Menschen zugänglich machen und sie zusammenbringen», sagt Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder.

Filmischer Blick in die Vergangenheit

Einen sehr lebendigen und guten Einblick in die Gossauer Geschichte geben auch die Arbeiten des bekannten Gossauer Filmers Arthur Stocker. In der Gossauer Altrüti fanden einst die Premieren seiner ortshistorischen Filmreihe «Gossau im Wandel der Zeit» mit Kommentaren von Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder statt. Sie stiessen auf enormen Anklang: «Die Filmpremieren haben die Altrüti oft bis auf den letzten Platz mit Besucherinnen und Besuchern gefüllt», fasst Thomas-Peter Binder das grosse Interesse an den Filmen zusammen. Diese zeigen geschichtliche Highlights aus Gossau, wie etwa den Glockenaufzug 1933, die Wetzikon-Meilen-Bahn,
die einst durch die Gemeinde führte, oder die Gossauer Lichtkläuse, ein Samichlaus-Brauch, der 1968 wiederbelebt wurde. Die Filme sind hier auf der Website der Gemeinde verlinkt.

So wird die Geschichte erst lebendig.

Jasmin Gadola,
Leiterin Dürstelerhaus

Das Dürstelerhaus
soll ein Haus für alle
Gossauerinnen und
Gossauer sein.

Thomas-Peter Binder,
Gemeindeschreiber

Ab Herbst 2024: Ausstellung zum Thema Feste und Feierlichkeiten

Das Dürstelerhaus als Museum existiert bereits seit 1974. Lange Zeit führte ein Verein das Museum grösstenteils in Freiwilligenarbeit. Im März 2024 hat Jasmin Gadola im Auftrag der Gemeinde die Leitung des Dürstelerhauses übernommen. Sie konzipiert auch die nächste Sonderausstellung zum Thema «Feste und Feierlichkeiten». Dabei greift sie auf den bestehenden Bildbestand zurück. Die Ausstellung umfasst sowohl Feste im Jahreslauf wie Dorffeste, Fasnacht und Samichlaus wie auch Feste im Lebenslauf wie Konfirmation und Hochzeit. «Die Idee ist, dass die Gossauerinnen und Gossauer sich die Bilder bei uns ansehen – dann aber auch eigene Bilder beisteuern», sagt Jasmin Gadola. Das können sowohl aktuelle wie auch ortshistorische Bilder sein. Dabei gibt es zwei Bedingungen: die Menschen auf den Bildern müssen mit der Veröffentlichung einverstanden sein – und die Bilderspender sollten bereit sein, ihre ganz eigene, persönliche Geschichte zum Bild zu erzählen. «So wird die Geschichte erst lebendig», erklärt Jasmin Gadola. Mit den Bildern aus der Bevölkerung verschmelzen die Grenzen zwischen dem Museum und dem Leben der Menschen.

Anfang 2025: Künstler Roberto Lauro im Fokus

Bereits im Frühjahr 2025 folgt eine weitere spannende Ausstellung. Im Fokus steht der in Gossau wohnhafte und international bekannte Künstler Roberto Lauro. Er ist ein vielseitiger Künstler, der
sich sowohl der Malerei als auch der Bildhauerei verschrieben hat und seit über 70 Jahren als Künstler tätig ist. Im Dürstelerhaus sollen Beispiele seines umfangreichen Werkes ausgestellt werden: Von Aquarellen über Ölmalereien, Druckgrafiken und Zeichnungen bis zu den berühmten Skulpturen aus Glas und Metall, die ihm weltweites Renommee verschafft haben. Der Künstler wohnt seit 1965 in der Chindsmüli und hat hier bedeutende Werke geschaffen. Das Highlight der Ausstellung findet nicht im Museum selbst statt, sondern bei Roberto Lauro im Atelier: Besucherinnen und Besucher können ihm dort bei seiner Arbeit über die Schultern blicken oder
seinen beeindruckenden Skulpturengarten bestaunen.

Treffpunkt für alle

Das Dürstelerhaus ist in erster Linie ein Museum, aber auch ein Treffpunkt für die Bevölkerung von Gossau. Während den Museumsöffnungszeiten ist das Bistro in der neuen Stube offen. Und auch ausserhalb der Öffnungszeiten ist das Dürstelerhaus ein Begegnungsort: Man kann hier günstig Räume mieten – sei es für einen Jassabend, eine Klassenzusammenkunft oder ein gemütliches Zusammensein bei einem kalten Plättli. Zum Verweilen lädt auch der Garten vor dem Dürstelerhaus ein: Im Kräutergarten lassen sich die unterschiedlichsten Pflanzen entdecken und anhand der Beschriftungen leicht erkennen. Thomas-Peter Binder erzählt: «Das Dürstelerhaus soll ein Haus für alle Gossauerinnen und Gossauer sein.»

Bald zu sehen im Dürstelerhaus

Das Dürstelerhaus bietet immer wieder spannende Sonderausstellungen.

Ausstellung zum Thema Feste und Feierlichkeiten
An den folgenden Sonntagen ist das Dürstelerhaus jeweils von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet: 6. Oktober, 3. November, 1. Dezember 2024 und 5. Januar 2025.

Anfang 2025
Ausstellung über den international bekannten Gossauer Maler und Künstler Roberto Lauro, der sich insbesondere durch die Verbindung von Glas und Metall in seinen Skulpturen einen internationalen Ruf erarbeitet hat.

Ein fixer Bestandteil des Ortsmuseums ist die Dauerausstellung mit Objekten aus dem Gossauer Alltag aus verschiedenen Epochen. Diese Sammlung wird in den oberen Räumen in den nächsten Monaten neu organisiert und strukturiert, damit sie den Gossauerinnen und Gossauern noch einen besseren Blick in die Vergangenheit der Gemeinde bietet.

Das Dürstelerhaus liegt an der Grüningerstrasse 150 in Unter-Ottikon. Der Eintritt ist kostenlos.