Raphael Nacht, du bist im 1. KV-Lehrjahr auf der Gemeindeverwaltung in Gossau. Wie oft musstest du schon Gipfeli holen?
(Lacht) Bis jetzt habe ich erst einmal ein Dessert mitgebracht – aber aus freien Stücken! Es stimmt schon, dass wir Lernenden am Anfang auch einfache Aufgaben erledigen. Aber sie haben immer etwas mit dem Job zu tun: Post einscannen, Bewerbungen ablegen, Baueingaben auf die Internetseite hochladen. Alles Arbeiten, bei denen man durchaus etwas lernt.
Du arbeitest seit einem guten halben Jahr auf der Gemeindeverwaltung. Was war für dich das Highlight?
Am tollsten fand ich es am Puls des Geschehens: Am Schalter! Nach einer Einführung durfte ich die Kundinnen und Kunden selbstständig bedienen und ihnen bei den verschiedensten Anliegen weiterhelfen: Manche bestellten eine ID, andere wollten ihre Aufenthaltsbewilligung verlängern lassen und wieder andere holten sich das Gemeinde-GA. Auch der Telefondienst gehört zu dieser Arbeit. Man weiss nie, was als nächstes kommt. Einmal rief zum Beispiel jemand an und meldete ein Wespennest auf dem Gehweg. Ein andermal wollte jemand wissen, wie die Abfallentsorgung genau funktioniert. Ich geniesse es sehr, den Leuten weiterzuhelfen und direkt zu sehen, wie sie sich darüber freuen!
Jetzt hast du bereits den ersten Wechsel hinter dir und arbeitest auf der Präsidialabteilung. Welche Aufgaben erfüllst du hier?
Hier liegt der Fokus mehr auf dem Organisatorischen. Ich kümmere mich darum, dass Baupublikationen auf die Webseite hochgeladen werden, erstelle Mails für die Gemeinderäte oder lege Dokumente ab, die uns geschickt werden. Diese Aufgaben erfordern vor allem Konzentration und genaues Arbeiten. Im zweiten Lehrjahr werde ich die Bau- und Steuerabteilung kennenlernen und im dritten die Abteilungen Finanzen und Gesellschaft.
Also viel Abwechslung! Kam für dich eine Lehre auf der Bank oder bei einer Versicherung nie in Frage?
Nein, das habe ich mir nie überlegt. Ich wusste von Bekannten, dass die Ausbildung dort nicht so vielfältig ist wie auf der Gemeinde. Zudem kannte ich jemanden, der bereits auf der Gemeinde seine Lehre gemacht hatte und davon schwärmte. Hier eigne ich mir nicht nur viel Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen an, sondern lerne auch viel für mein eigenes Leben.
Wie ist das KV auf der Gemeinde denn konkret aufgebaut?
Ich komme in jeder Abteilung mit verschiedenen Personen und Abläufen in Kontakt und muss mich entsprechend anpassen. Genau genommen erhalte ich alle 6 Monate einen neuen Vorgesetzten. Dieser Berufsbildner unterstützt mich bei der Arbeit in der jeweiligen Abteilung. Diese Erfahrungen sind Gold wert!
Was zeichnet die Ausbildung in Gossau speziell aus?
Was ich hier besonders schätze, ist das kollegiale und lockere Arbeitsklima. Man hilft sich und es darf auch mal gelacht werden. Ausserdem bin ich in Gossau aufgewachsen und kenne viele der Menschen, die hier arbeiten oder an den Schalter kommen. Die Gemeinde und ihre Menschen liegen mir am Herzen.
Die Verwaltungslehre hat ein verstaubtes Image. Was ist dran an diesem Vorurteil?
Nicht viel! In Gossau haben wir sehr moderne Arbeitsprozesse und setzen voll auf Digitalisierung. Wir arbeiten mit «Teams», verwalten unsere Aufgaben auf einer cloudbasierten App und versuchen möglichst papierlos zu arbeiten. Auch öffentliche Dokumente wie Bauausschreibungen laufen bei uns digital.
Also nichts mit verstaubt! Welche Türen möchtest du dir mit der Lehre auf der Gemeinde öffnen?
So genau weiss man das nie! Die Lehre ist auf jeden Fall eine tolle Basis für meinen weiteren beruflichen Weg. Ich absolviere derzeit die Berufsmatura und kann mir gut vorstellen, nach der Verwaltungslehre ein Studium anzuhängen. Die Bereiche Politik und Wirtschaft finde ich besonders spannend. Ausserdem habe ich die Option, zuerst oder auch neben dem Studium zu arbeiten und Geld zu verdienen. Für mich ist das wie der sprichwörtliche Fünfer und das Weggli!
Weitere spannende Einblicke in die Lehre auf einer Gemeindeverwaltung erhalten Sie hier: Lehrstellen Kampagne des VZGV.