Schnurgerade Bäche, entweder eingedolt oder mit festen Längs- und Sohleverbauungen: Das gibt es auch in Gossau. So konnten die Menschen mehr Landwirtschaftsland gewinnen oder sich vor Hochwasser schützen. Doch für etliche Tiere sind solche Strukturen problematisch. Christa Grimm, Bereichsleiterin Umwelt bei der Gemeinde Gossau, erklärt: «Viele Fische wie etwa Forellen brauchen ein Kiesbett, damit sie ihre Eier ablegen können.» Einmal geschlüpft, benötigen die kleinen Fischlein Stellen im Fluss, in denen das Wasser weniger schnell fliesst, damit sie nicht fortgespült werden, und Wurzeln, unter denen sie sich verstecken können. Deshalb engagiert sich Gossau für die Renaturierung von Bächen. Sie hat in den letzten Jahren verschiedene Projekte umgesetzt.
Im letzten Winter ist ein Abschnitt des Gossauerbaches renaturiert worden, im Vorjahr war der Wüeribach dran – und auch beim Frohbach hat die Gemeinde bereits Strukturen verbessert. Statt schnurgerade fliessen die Bäche nun wenn möglich in Schlängelbewegungen. Das Material der Bachverbauungen hat die Gemeinde nicht einfach weggeschafft, sondern gleich vor Ort verwertet: indem sie zum Beispiel Steinhaufen aufgeschüttet hat, in denen sich Blindschleichen oder Wiesel verstecken können. «Beim Schlachthaus am Gossauerbach wurde sogar eine Wasserspitzmaus gesichtet», freut sich Christa Grimm. Dieses seltene Säugetier gehört zu den gefährdeten Arten in der Schweiz.
An der Umgestaltung von Bächen beteiligt sich nicht nur Gossau. Einen Grossteil der Kosten trägt der Kanton. Nicht nur an den Bächen, auch im freien Land, z. B. unter Strommasten lassen sich Lebensräume für Tiere schaffen. «Unter den Strommasten können die Landwirte nicht mähen», erklärt Christa Grimm. Mit dem Einverständnis der Landwirte erstellt die Gemeinde an diesen Stellen Asthaufen oder kleine Weiher. Hier finden Tiere Unterschlupf, die auf der freien Wiese ihren Feinden ausgeliefert wären. Die Haufen bieten Igeln, Fröschen und Insekten einen Lebensraum. Christa Grimm sagt dazu: «Es braucht manchmal so wenig, damit wir einen Unterschied machen können.»