Natur und Umwelt
Gossau liegt in der Drumlinlandschaft des Zürcher Oberlandes. Diese wurde in der letzten Eiszeit vom Gletscher geformt. Über 150 Drumlins liegen in der Fliessrichtung des damaligen Gletschers als parallel verlaufende, walfischförmige Rücken. Sie dienen als Lebensraum für diverse Tiere, sind für die Landwirtschaft wichtig und vieles mehr.
Auf der Südseite sind die Drumlins landwirtschaftlich genutzt, häufig mit blumenreichen Magerwiesen, reich an Tagfaltern und Heuschrecken. Die Südhänge bieten aber auch bevorzugte Wohnlagen. Auf den Nordhängen ist häufig Wald anzutreffen und in den Senken sammelt sich das Wasser. Da liegen Flachmoore, wertvolle Lebensräume für Sumpfpflanzen, Amphibien und Libellen. Die Drumlinlandschaft Gossau ist eine einmalige Kulturlandschaft, durch Landwirtschaft und Waldwirtschaft, aber auch durch Siedlung und Verkehr geprägt. Seit 2001 wird mit dem Landschaftsentwicklungskonzept LEK die Landschaft von Gossau gezielt aufgewertet.
1999 hat der Gemeinderat Gossau beschlossen, ein Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) zu erarbeiten, mit dem die Landschaft kontinuierlich aufgewertet wird. Der Gemeinderat erkannte, dass die Landschaft nicht nur das zufällige Ergebnis verschiedener Ansprüche und Nutzungen bleiben durfte. So setzte er eine Kommission mit Vertreter/innen aus dem Gemeinderat, der Planung, der Jagd, dem Naturschutz, der Land- und Waldwirtschaft ein, die sich intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzte.
Zusammen mit Fachleuten der Hochschule für Technik in Rapperswil entwickelte die Kommission ein Landschaftsentwicklungskonzept (LEK), das im Juli 2001 in Kraft gesetzt wurde. Mit dem Konzept wird versucht, zwischen den Nutzungsansprüchen der Landwirte, Waldbesitzer und Erholungssuchenden und den Anforderungen an die Landschaft als Lebensraum einheimischer Tiere und Pflanzen ein Interessenausgleich zu finden. Im November 2004 wurde an der Urnenabstimmung ein jährlich wiederkehrender Kredit zur Landschaftsaufwertung beschlossen.
Damit konnte die Landschaft Jahr für Jahr aufgewertet werden: Die Bauern haben zusätzliche Ausgleichsflächen geschaffen, Waldränder aufgelichtet und neue Hecken und Hochstammobstbäume gepflanzt. Ausserdem wurden Bachläufe revitalisiert, Ufergehölze aufgewertet und ein Teich wurde vergrössert. Zahlreiche andere LEK-Aktivitäten sind zwar weniger auffällig, deswegen aber nicht weniger wichtig. Lehrer/innen liessen sich beispielsweise weiterbilden und organisierten Projekttage für Schulklassen, um die Lebensweise der einheimischen Tiere und Pflanzen zu erforschen.
- 2024/2023 Pflanzung von einheimischen Bäumen entlang der Berghofstrasse
- 2024/2023 Aktion und Pflanzung von 54 Einzelbäumen in der Landwirtschaftszone
- 2024/2023 Heckenaufwertung und Erhalt der Magerwiese hinter dem Dürstelerhaus
- 2023 Ökologische Aufwertung Gossauerbach Nähe Schlachthaus (Link zum Film blue TV)
- 2023/2022 Ökologische Aufwertung der Umgebungen der Schulhäuser Chapf, Berg und Männetsriet
- 2022 Förderung der Mauersegler mit Nisthilfen
- 2022 Wettbewerb LEKster Garten (natürlichster Garten) und persönliche Gartenberatungen für eine naturnahe Gestaltung
- 2022 Ökologische Aufwertung Wüeribach
- 2022/2021 Aufwertung und Ausdolung am Gossauerbach, Abschnitt Frohbach
- 2021 Ökologische Aufwertung «Gotthardrank» mit zwei Tümpel, Blumenwiese, Hochstaudenflur und Hecke
- Seit 2021 jährliche Wildstaudenabgabe am Frühlingsmarkt
- Seit 2020 geführter, jährlicher Rundweg mit dem Motto «Entdecke die Natur vor der Haustür»
- Seit 2019 jährliche Heckenpflanzen-Bestellaktion
- 2018 ökologische Aufwertung Seewadelbach
- 2018 Beginn Systematische Bekämpfung der invasiven Neophyten 2018 bis 2022. Das Projekt läuft weiter.
Viele Pflanzenarten wurden durch den Menschen, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, in die Schweiz eingeführt oder sind eingewandert. Eine von ca. 1000 neu eingebrachten Arten trifft in der Schweiz auf Bedingungen, unter denen sie sich massiv ausbreiten, andere Arten verdrängen oder sonst einen Schaden anrichten kann. Diese schädlichen Arten heissen invasive Neophyten (Pflanzen).
Solche invasiven Neophyten können Allergien auslösen (z.B. Ambrosia), einheimische Arten gefährden (z.B. Goldruten), die Landschaft, insbesondere entlang von Fliessgewässern, verändern sowie Bauten, Uferbefestigungen oder Infrastrukturanlagen beschädigen (z.B. Japan-Knöterich). Sie verursachen in zunehmendem Masse naturschützerische, gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden.
Die Kantone sind mit der Freisetzungsverordnung (FrSV) des Bundes beauftragt, erforderliche Massnahmen zur Überwachung, Bekämpfung und Verhinderung der Weiterausbreitung von invasiven Organismen, welche Menschen, Tiere oder die Umwelt schädigen oder die biologische Vielfalt oder deren nachhaltige Nutzung beeinträchtigen können zu ergreifen. Zu diesen Massnahmen gehören z.B. das Eindämmen der Neueinwanderung, Stoppen der Ausdehnung sowie Massnahmen zur gezielten Bekämpfung.
Weitere Informationen zu invasiven, gebietsfremden Pflanzen finden Sie hier.
Das Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) der Gemeinde Gossau ZH lädt jährlich zu einem geführten Rundgang im Gemeindegebiet ein. Unter fachlicher Führung kann mehr über die Schätze und Geheimnisse unserer Landschaft erfahren werden.
Bei der gemeinsamen Begehung mit Fachpersonen wird ein Teilstück des 11,7 Kilometer langen Rundwegs unter die Füsse genommen. Die 2,8 Kilometer lange Route des Teilstücks, für welches die reine Laufzeit rund eine Stunde beträgt, finden Sie hier.
Neben dem Bahnübergang Hinwilerstrasse/Gossauerstrasse, Nähe Hellberg, startet der Rundweg. Parkplätze stehen entlang der Hinwilerstrasse zur Verfügung.
Die gesamte Route (11,7 Kilometer) zum Thema Wälder, Mooren und Wachten finden Sie hier.
Käthy Angele
Widerzellstrasse 10
8608 Bubikon
Tel. 055 243 27 67
Tel. 079 742 76 38
Im Rahmen des Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) in Gossau ist eine neue Blumenwiese beim Schulhaus Berg entstanden. Dank der ökologischen Aufwertung finden neben der bunten Pracht einheimischer Blütenpflanzen auch zahlreiche Tiere wie Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken, Vögel und Säugetiere einen geeigneten Lebensraum. Artenreiche Blumenwiesen bringen zudem eine Vielfalt an Farben, Formen und Leben in unsere Siedlungen.
Besonders artenreiche Bepflanzung
Die Artenvielfalt einer Wiese hängt von verschiedenen Faktoren wie von der Topographie, der Bodenbeschaffenheit, dem Klima und der Pflege ab. Nährstoffarme Wiesen sind oft artenreicher als solche mit vielen Nährstoffen.
Denn in nährstoffreichen Wiesen können sich einzelne konkurrenzstarke
Pflanzenarten besser gegen konkurrenzschwächere Arten durchsetzen. Eine Blumenwiese muss gemäht werden, damit sie mit der Zeit nicht verbuscht. Wird eine Wiese jedoch zu oft gemäht, kann sie ihren Artenreichtum nicht vollständig entfalten. Idealerweise sollte die Mahd je nach Wüchsigkeit der Blumenwiese ein- bis dreimal pro Jahr auf einer Schnitthöhe von ca. 10 cm erfolgen. Vor der Mahd ist darauf zu achten, dass die Pflanzen bereits versamen konnten. Damit die Fauna genügend Rückzugsmöglichkeiten hat, sollte eine Wiese pro Schnitt nicht vollständig gemäht werden und Rückzugsstreifen stehen bleiben. Das Mahdgut muss vor Ort getrocknet und anschliessend abgeführt werden. So werden der Wiese regelmässig Nährstoffe entzogen.
Staudeninseln
Die ehemaligen Kiesflächen mit exotischen Ziergräsern wurden in farbenfrohe
Staudeninseln umgewandelt. Für die ruderalen Staudenbepflanzungen wurden rund zwei Dutzend verschiedene einheimische Staudenarten gepflanzt, wie zum Beispiel das Purpurrote Riesenfettkraut (Sedum telephium), die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) oder der Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum). Während sich die Staudeninseln im Frühling optisch in die umliegende Wiese eingliedern, kommen sie im Sommer nach der Mahd besonders prägend zur Geltung und sorgen bis in den Herbst hinein für eine bunte Blütenpracht.
Flyer Lebensraum Blumenwiese