Sylvia Veraguth ist Gemeinderätin in Gossau und leitet dort das Ressort Gesellschaft. Sie erklärt, wie Gossau noch mehr Raum für Begegnung schaffen kann, und worin die Gossauerinnen und Gossauer schon ziemlich einsame Spitze sind.
Sylvia Veraguth, Gossau möchte in Zukunft sein Zentrum stärken. Was bedeutet das aus Ihrer Warte?
Das bedeutet, dass es im Zentrum Platz für alle haben soll. Einerseits möchten wir weiterhin dafür sorgen, dass sowohl Gewerbe als auch Wohnraum im Zentrum vorhanden sind – wir nennen das Mischnutzung. Und andererseits möchten wir die kleinen Dinge tun, die für viele Menschen einen Unterschied machen: Ein schattiges Bänkli aufstellen, auf dem man sich hinsetzen und mit jemandem plaudern kann. Einen offenen Zugang zu einem Bach schaffen, damit die Kinder plantschen können. Wir möchten, dass sich die Leute begegnen und dass sie sich hier wohlfühlen.
Nicht nur das Zentrum, sondern auch die verschiedenen Ortsteile, die Wachten, haben in Gossau eine grosse Bedeutung. Was haben Sie mit ihnen vor?
Wir haben das Glück, dass das gesellschaftliche Leben in den Wachten schon sehr vielfältig ist, mit vielen Vereinen und den Schulen. Diese Buntheit und Vielfalt möchten wir weiterhin unterstützen: Indem wir bei Wachtenanlässen, Märkten, Apéros oder Räbeliechtliumzügen genau das beitragen, was es noch braucht. Das können einmal ein paar Festbänke sein und ein andermal Unterstützung bei der Organisation.
Gerade die Anlässe für Senioren sind jeweils sehr gut besucht.
Ja, wir veranstalten jährlich zwei Informationsanlässe zu Themen wie Enkeltrickbetrug oder Cybersicherheit. Die Leute schätzen das, wir haben jeweils über hundert Besucherinnen und Besucher. Das freut mich deshalb so sehr, weil ich nicht nur die Anlässe an sich toll finde, sondern auch das, was danach geschieht: Die Leute treffen sich beim Apéro, plaudern miteinander und haben es gut zusammen. Die Anlässe sind gratis, alle sind willkommen. Das möchten wir auf jeden Fall in Zukunft weiterführen, denn so sieht gelebte Integration und Prävention aus!
Nicht nur die Gemeinde, sondern auch viele Freiwillige engagieren sich in Gossau für die Gesellschaft
Ja, das stimmt. In Sachen Freiwilligenarbeit sind die Gossauerinnen und Gossauer schon ziemlich einsame Spitze! Wir haben zum Beispiel einen Besuchsdienst für ältere Personen und viele freiwillige Fahrerinnen und Fahrer für den Mahlzeitendienst. Gerade beim Mahlzeitendienst steigt die Nachfrage stark an.
Wie bringt sich die Gemeinde bei der Freiwilligenarbeit ein?
Indem wir den Freiwilligen die Arbeit so einfach wie möglich machen! Wir haben auf der Gemeinde eine Mitarbeiterin mit einer Teilzeitstelle: Sie ist Ansprechperson für die Freiwilligen und befasst sich mit der Rekrutierung, den Routen und der Koordination. Ausserdem kann man als freiwilliger Fahrer oder freiwillige Fahrerin ein Fahrsicherheitstraining besuchen und bekommt eine Kilometerpauschale vergütet. Um all das kümmern wir uns. Einmal pro Jahr organisieren wir ausserdem einen Anlass für alle Freiwilligen. Damit möchten wir uns bedanken und unsere Wertschätzung für dieses tolle Engagement zeigen.
Auch der Jugendtreff geht auf eine Initiative aus der Bevölkerung zurück…
Ja genau! Er ist aus einem Verein heraus entstanden, dem Cevi. Das Angebot ist in der Gemeinde verankert, wir sind gut vernetzt mit den Akteuren und tragen den Betrieb finanziell mit. Das ist ein tolles Beispiel dafür, dass nicht immer die Gemeinde die Struktur vorgeben muss – die besten Ideen kommen oft aus der Bevölkerung.
Welche Wünsche hat die Bevölkerung konkret an Sie als Vorsteherin des Ressorts Gesellschaft?
Die schulergänzende Betreuung zum Beispiel: Hier können wir uns in Gossau noch weiterentwickeln und werden das auch tun. Wir werden die Bedürfnisse abklären und auch das Thema Finanzierung klären. Mit dem Familienzentrum haben wir schon eine sehr gute und lebendige Drehscheibe: Ein Ort, wo sich Eltern austauschen können, wo Mütter- und Väterberatungen stattfinden, wo es eine Babysitter-Vermittlung und Ferienangebote für Schulkinder gibt. Getragen wird das Familienzentrum von einem Verein, den wir als Gemeinde unterstützen – typisch Gossau!