Natur und Energie sind in den Legislaturzielen 2022-2026 ein grosses Thema. Gemeinderat Stefan Wild erklärt, wie Gossau beim Thema CO2-Reduktion vorwärts macht und weshalb wilde Gärten die Menschen im Ort zusammenbringen.
Stefan Wild, alle Welt redet von Energie und Ressourcen – hat Gossau als Energiestadt nicht schon alle Hausaufgaben gemacht?
Wir sind sicher auf einem guten Weg – aber man kann immer noch besser werden! Die Gossauerinnen und Gossauer haben uns diesen Auftrag gegeben, als sie vor rund drei Jahren die Energie-Initiative mit grossem Mehr angenommen haben.
Wie sieht der Auftrag genau aus?
Die Initiative stellt sicher, dass wir in den nächsten 10 Jahren jährlich 180’000 Franken in erneuerbare Energien investieren. Wenn wir bei den gemeindeeigenen Gebäuden Heizungen sanieren, tauschen wir zum Beispiel Öl- und Gasheizungen aus durch Holzschnitzel-Heizungen und erstellen Photovoltaikanlagen. So reduzieren wir den CO2-Ausstoss. Das ist nicht nur gut für die Umwelt: Die Bevölkerung profitiert zusätzlich, weil die Heizungen weniger Energie verbrauchen und dadurch die Ausgaben sinken.
Eine typische Win-Win-Situation! Bis 2026 möchte die Gemeinde auch das Zentrum von Gossau stärken – kann ihre Abteilung dazu beitragen?
Natürlich! Wir planen uns zum Beispiel an Renaturierungen der Gossauer Bäche in Gossau und haben bereits welche durchgeführt. Wie die Renaturierung vom Wüeribach in Bertschikon. Wir haben eine ökologische Ausgestaltung des durch das Zentrum fliessenden Laufenbachs im Visier. Die Bäche wurden in den letzten Jahrzehnten begradigt. Wir möchten sie wieder in einen natürlichen, geschwungenen Lauf zurückführen. So haben die Bäche eine Breiten- und Tiefenvariabilität und damit können verschiedene Fliessgeschwindigkeiten erzeugt werden. Dies bietet mehr Lebensraum für Fische und Insekten. Büsche oder Asthaufen an den Ufern sorgen ausserdem für ökologisch wertvolle Strukturen, die Kleinlebewesen Zuflucht bieten. Vielleicht gaukeln bald schon wieder neue Schmetterlinge durchs Dorf – auch das ist Lebensqualität!
Die Gemeinde will nicht nur das Zentrum, sondern auch den Zusammenhalt der Wachten fördern – schaffen Sie das ebenfalls mit solch unkonventionellen Massnahmen?
Ja, Natur verbindet! Wir möchten die Baum-Alleen, welche die Strassen zwischen den Wachten säumen, zu einem durchgehenden Band ergänzen. Um das zu erreichen, sollen in den nächsten vier Jahren rund 200 Bäume gepflanzt werden. Der Schattenwurf dieser Bäume macht den Spaziergang von einer Wacht zur anderen auch an heissen Sommertagen angenehm.
Gibt es weitere Projekte, bei denen die Natur die Menschen in Gossau verbindet?
Ja, durchaus. Wir haben zum Beispiel letztes Jahr einen Wettbewerb veranstaltet, bei dem wir den “natürlichsten» Garten in der Gemeinde gesucht haben. Die Aktion war ein voller Erfolg, viele Gartenbegeisterte haben mitgemacht und liessen sich von den wunderschönen Gärten inspirieren! Die Gossauerinnen und Gossauer sollen einen Siegergarten an einem Vormittag besuchen können und sich inspirieren lassen und Fachwissen austauschen.
Das hört sich nach einem geselligen Anlass an!
Das soll es auch sein. Wir haben aber auch eine sportlichere Variante im Programm – den jährlichen Rundweg. Dort erfährt man viel Wissenswertes rund um die Fauna und Flora vor der eigenen Haustür und ist dabei quer durch Gossau unterwegs. Abgerundet wird die Tour durch ein gemeinsames Mittagessen. Wir von der Gemeinde führen den Anlass zwar offiziell durch – ebenso viel Wissen steuern aber die Teilnehmenden bei. Wir staunen immer wieder, wie viel die Gossauerinnen und Gossauer über die Natur wissen. Spannende Gespräche sind garantiert!
Also volles Engagement der Gossauerinnen und Gossauer! Welche Pläne haben Sie in punkto Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden?
Wir pflegen mit unseren Nachbarn ein freundschaftliches Verhältnis und spannen zum Beispiel zusammen bei unserem Engagement für die Tunnel-Variante der Oberland-Autobahn. Diese Variante tangiert den natürlichen Lebensraum in Gossau und den Nachbargemeinden am wenigsten, dafür setzen wir uns ein. Ausserdem möchten wir vom Frühling bis Herbst zusammen mit Freiwilligen Neophyten bekämpfen (Die Neophytenbekämpfung findet von Frühling bis Herbst statt). Umliegende Gemeinden wie z.B. Hinwil und Bubikon machen das auch. Dort könnte eine Zusammenarbeit angestrebt. Neophyten sind gebietsfremde Pflanzen und gefährden die Biodiversität. Wieder ein Projekt, das nicht nur der Natur guttut, sondern auch Menschen zusammenbringt!
Ebenso betrifft dies die Erschließung der Deponie Leerüti im Austausch mit dem Kanton und den Gemeinden Egg und Mönchaltdorf.
Welche weiteren Pläne die verschiedenen Ressorts des Gemeinderates im Detail haben, lesen Sie in den weiteren Blogbeiträgen.